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Stressoren am Arbeitsplatz

Auswirkungen, Praktische Tipps für die Unternehmens-, Führungs- und Mitarbeiterebene

In der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt sind Stressoren am Arbeitsplatz ein häufiges Problem, das die mentale und physische Gesundheit von Mitarbeitenden erheblich beeinträchtigen kann. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Stressoren direkt aus dem Arbeitsumfeld stammen. Auch externe Faktoren wie familiäre Verpflichtungen, finanzielle Sorgen, gesundheitliche Einschränkungen oder gesellschaftlicher Druck können das persönliche Stressempfinden stark beeinflussen (Lazarus & Folkman, 1984; Schwarzer & Knoll, 2007). Diese außerbetrieblichen Belastungen wirken sich unmittelbar auf die Arbeitsleistung und das psychische Wohlbefinden aus. Umso entscheidender ist es, die Stressoren am Arbeitsplatz systematisch zu analysieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um ein gesundes und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen.

 Schreibtisch mit verschiedenen Bürogegenständen wie Laptop, Taschenrechner, Notizbuch, Finanzdokumenten, Zeitung und Kaffeetasse. In der Mitte des Bildes steht groß der Titel: „Stressoren am Arbeitsplatz“. Oben rechts ein Sprechblasen-Symbol, unten rechts der Bildnachweis: © rawpixel via Pixabay.

Was sind Stressoren am Arbeitsplatz?

Die individuelle Stressanfälligkeit hängt stark von Persönlichkeit, Lebenserfahrung und vorhandenen Bewältigungsstrategien ab. Ein Stressor wirkt nicht auf alle Menschen gleich – während die einen Herausforderungen als motivierend erleben, empfinden andere dieselben Bedingungen als überfordernd (McVicar, 2003; Hahnzog, Meyer-Tischler & Faltermeier, 2022).

Neben klassischen Belastungen wie langen Arbeitszeiten, Überstunden, hoher Arbeitsintensität oder Schichtarbeit (Goh, Pfeffer & Zenios, 2015) zeigt die psychische Gefährdungsbeurteilung weitere Stressquellen auf, die häufig struktureller Natur sind (BAuA, 2017; Hahnzog et al., 2022):


Stressoren laut Psychischer Gefährdungsbeurteilung

Beispielhafte Auswirkungen

Mangelnde Handlungsspielräume

Gefühl der Fremdbestimmung, Demotivation

Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten

Unsicherheit, Entscheidungsstress

Häufige Arbeitsunterbrechungen

Konzentrationsstörungen, Fehlerhäufigkeit

Widersprüchliche Anforderungen

Erschöpfung, Frustration

Schlechte Arbeitszeitgestaltung (ständige Erreichbarkeit)

Schlafmangel, soziale Isolation

Mangelnde soziale Unterstützung

Gefühl der Isolation, geringes Zugehörigkeitsgefühl

Defizite in Führung und Kommunikation

Misstrauen, fehlende Orientierung

Informationsmangel und Intransparenz

Kontrollverlust, Gerüchtebildung

Was sind die Auswirkungen solcher Stressoren?

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz wirken sich sowohl auf die mentale als auch auf die körperliche Gesundheit aus. Zu den häufigsten Folgen gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, depressive Symptome, Angstzustände, Bluthochdruck und eine eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit (Goh et al., 2015; Colligan & Higgins, 2006). Studien zeigen sogar, dass chronischer arbeitsbedingter Stress mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert ist (Goh et al., 2015).

Auch auf organisatorischer Ebene sind die Auswirkungen deutlich spürbar: erhöhte Fehlzeiten, Produktivitätsverluste, höhere Fluktuation sowie Konflikte im Teamklima sind typische Folgen (Quick & Henderson, 2016).


Praktische Tipps: Wie die Bewältigung solcher Stressoren am Arbeitsplatz gelingen kann

Strategien auf Unternehmensebene

  • Psychische Gefährdungsbeurteilung umsetzen: Durch systematische Erhebung und Bewertung psychischer Belastungen können gezielte Maßnahmen geplant werden (BAuA, 2017).

  • Arbeitsorganisation optimieren: Klare Rollenverteilung, realistische Arbeitsmengen und ein durchdachtes Pausen- und Arbeitszeitmodell helfen, Stress präventiv zu vermeiden.

  • Positives Betriebsklima fördern: Teambuilding, wertschätzende Kommunikation und transparente Informationsflüsse stärken die Mitarbeiterbindung (Amos, Hu & Herrick, 2005).


Strategien auf Führungsebene

  • Regelmäßige Feedback- und Orientierungsgespräche: Führungskräfte sollten aktiv zuhören und konstruktiv begleiten, um frühzeitig Überlastungssignale zu erkennen (Jian & Dalisay, 2018).

  • Gesundes Führungsverhalten vorleben: Wer als Führungskraft selbst auf Work-Life-Balance achtet, fördert dieses Verhalten auch im Team (Koch & Binnewies, 2015).

  • Fortbildung zu gesundheitsförderlicher Führung: Schulungen zu Kommunikation, Konfliktmanagement und psychischer Gesundheit können wirksam entlasten.


Strategien auf Mitarbeiterebene

  • Individuelle Stresskompetenz stärken: Entspannungstechniken wie Yoga, Atemübungen oder Achtsamkeitstraining reduzieren akute Stressreaktionen (Tonello et al., 2014).

  • Zeitmanagement verbessern: Zielsetzung, Aufgabenpriorisierung und Pufferzeiten helfen, die Kontrolle über den Arbeitsalltag zurückzugewinnen (Claessens et al., 2007).

  • Soziale Netzwerke nutzen: Der Austausch mit Kolleg:innen, Mentoren oder professionellen Beratungsstellen kann emotional entlasten (Van den Brande et al., 2016).


Fazit

Stressoren am Arbeitsplatz sind ein vielschichtiges und ernstzunehmendes Thema. Sie wirken sich nicht nur auf die individuelle Gesundheit aus, sondern beeinflussen auch das Betriebsklima und die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Mit der psychischen Gefährdungsbeurteilung steht Unternehmen ein wirksames Instrument zur Verfügung, um arbeitsbedingte Belastungen strukturell zu identifizieren und wirksam zu reduzieren. Wichtig ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz: Neben betriebsbezogenen Aspekten sollten auch individuelle Lebenslagen und Ressourcen berücksichtigt werden, um die mentale Gesundheit nachhaltig zu stärken.


 

Dieser Beitrag wurde von Alexandra Müller verfasst und von Melanie Faltermeier veröffentlicht.

 

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Quellen:

Amos, M. A., Hu, J., & Herrick, C. A. (2005). The impact of team building on communication and job satisfaction of nursing staff. Journal for Nurses in Professional Development, 21(1), 10–16.


Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2017). Leitfaden zur psychischen Gefährdungsbeurteilung. https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitswelt-und-Arbeitsschutz/Gefaehrdungsbeurteilung/Psychische-Belastung/inhalt.html


Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). (2019). Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Berichte für verschiedene Branchen. https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/Sicherheit-und-Gesundheit.html


Claessens, B. J., Van Eerde, W., Rutte, C. G., & Roe, R. A. (2007). A review of the time management literature. Personnel Review, 36(2), 255–276.


Colligan, T. W., & Higgins, E. M. (2006). Workplace stress: Etiology and consequences. Journal of Workplace Behavioral Health, 21(2), 89–97.


Goh, J., Pfeffer, J., & Zenios, S. A. (2015). Workplace stressors & health outcomes: Health policy for the workplace. Behavioral Science & Policy, 1(1), 43–52.


Hahnzog, S., Meyer-Tischler, M., & Faltermeier, M. (2022). Psychische Gefährdungsbeurteilung. In Psychische Gefährdungsbeurteilung: Impulse für den Mittelstand (pp. 27–35). Springer Fachmedien Wiesbaden.


Jian, G., & Dalisay, F. (2018). Talk matters at work: The effects of leader-member conversational quality and communication frequency on work role stressors. International Journal of Business Communication, 55(4), 483–500.


Koch, A. R., & Binnewies, C. (2015). Setting a good example: Supervisors as work-life-friendly role models within the context of boundary management. Journal of Occupational Health Psychology, 20(1), 82–92.


Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. Springer Publishing Company.


McVicar, A. (2003). Workplace stress in nursing: A literature review. Journal of Advanced Nursing, 44(6), 633–642.


Quick, J. C., & Henderson, D. F. (2016). Occupational stress: Preventing suffering, enhancing wellbeing. International Journal of Environmental Research and Public Health, 13(5), 459.


Schwarzer, R., & Knoll, N. (2007). Functional roles of social support within the stress and coping process: A theoretical and empirical overview. International Journal of Psychology, 42(4), 243–252.


Tonello, L., Rodrigues, F. B., Souza, J. W., Campbell, C. S., Leicht, A. S., & Boullosa, D. A. (2014). The role of physical activity and heart rate variability for the control of work related stress. Frontiers in Physiology, 5, 67.


Van den Brande, W., Baillien, E., De Witte, H., Vander Elst, T., & Godderis, L. (2016). The role of work stressors, coping strategies and coping resources in the process of workplace bullying: A systematic review and development of a comprehensive model. Aggression and Violent Behavior, 29, 61–71.

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